RAMONA

Ramona steht für die weise Beschützerin. Ich bin wunderschön, königlich, stolz und weise. Unser Mensch meint ich sei eine Diva. Im Sommer habe ich kurze Haare, sonst trage ich die Haare lang. Daher geht unser Mensch davon aus, dass ich eine norwegische oder sibirische Waldkatze bin. Ich lebe in der Wildnis. Ich zeige mich sehr selten und nur Auserlesenen. Ich habe Panik vor geschlossenen Räumen, anfassen lasse ich mich auf gar keinen Fall!

 

Unser Mensch hat jedoch das Privileg sich mir bis auf einen Meter Abstand zu nähern. Das Vertrauen zum Menschen habe ich bereits vor Jahren verloren. Unser Mensch akzeptiert dies und lässt mich mein Leben leben wie ich es mir wünsche. Wenn ich Unterstützung brauche, weiss ich wohin ich kann. Wir pflegen eine wunderbare, innige Freundschaft.

 

MEINE GESCHICHTE

Unser Mensch hat sich vor Jahren täglich um zwei Kaninchen gekümmert, welche in einem alten Bauernhaus untergebracht waren. Dieses Bauernhaus war damals mein zu Hause. Der Landwirtschaftsbetrieb wurde eingestellt, deshalb war dies der ideale Platz für mich. Ich habe diese Person immer genau beobachtet, schliesslich drang sie in mein Revier ein. Aber dieser Mensch verhielt sich ganz schön ruhig und angenehm, also stellte er für mich kein Problem dar. Eines Tages hatte ich einen Unfall, dabei verlor ich meinen Schwanz. Ich war verletzt. Zudem war mein alter Platz kein gutes zu Hause mehr. Das Bauernhaus wurde renoviert, es war auf einmal lärmig und ich wurde ständig gestört.

 

VERWILDERT UND VERLETZT

Mit meiner Verletzung war ich stark eingeschränkt und konnte kaum Futter finden. Ich war körperlich geschwächt. In der Not lief ich eines Abends diesem Menschen und seinem Kater Krümmel, der auch immer mit von der Partie war, hinterher. Bei ihrem Haus angekommen, beobachtete ich wie dieser Kater durch so ein komisches Loch ins Haus schlüpfte. Spät in der Nacht nahm ich all meinen Mut zusammen und ging da auch einmal rein. Ich hasse geschlossene Räume, aber ich musste es riskieren - ich hatte grossen Hunger.

 

Da erwartete mich ein richtiges Paradies. Eine grosse Futterschale, Wasser, viele verschiedene Schlafplätze und es war wohlig warm. Da es unmittelbar beim Schlupfloch ein Bettchen hatte, beschloss ich, mich nach dem Fressen hier etwas auszuruhen und meine Verletzung zu behandeln. Offenbar wurde dieser Raum vom Menschen selten genutzt, es war eine Abstellkammer, eine Art Keller. Krümmel, der liebenswerte Kater des Hauses, hat wohl erkannt, dass ich auf Hilfe angewiesen bin. Obschon er sonst keine anderen Katzen im Haus duldete, liess er mich gewähren. Somit stand nichts im Weg um mich da für längere Zeit niederzulassen und mich von meinem Unfall zu erholen.

 

Die Wunde am Schwanzansatz verheilte gut. Es war schwierig ohne Schwanz zu Recht zu kommen, aber ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt und Schmerzen habe ich auch keine mehr. Anfangs waren die Begegnungen mit unserem Menschen im Haus schwierig. Wenn ich diesen Menschen auf mich zu kommen sah, flüchtete ich sofort durchs Loch ins Freie. Herrje, war dies jeweils ein Schreck. Dieser Mensch verhielt sich jedoch eigenartig. Ich stellte auf einmal fest, dass wenn wir uns begegneten, dass er sich zurück zog. Dies in seinem Revier! Manchmal ging ich dann näher ran und beobachtete ihn. Mit viel Zeit und Geduld fand auch ich wieder etwas Vertrauen zu einem Menschen

 

Eines Tages kam dann der Moment wo diese Person mit mir zu sprechen begann. Ich fühlte mich vorerst ertappt, da ich doch dachte er kann mich nicht sehen. Andererseits empfand ich die Stimme als sehr angenehm. Dieser Mensch wusste mit verwilderten Katzen umzugehen - dies war bestimmt auch ein Grund warum ich mir diesen Ort ausgesucht habe. Ich fühlte mich da, trotz Mensch richtig wohl und sah dies vorübergehend als mein neues zu Hause. Natürlich nicht das zu Hause wie jenes einer Stubenmieze. Ich war manchmal tage- oder wochenlang unterwegs und kehrte immer wieder dahin zurück.

 

Mit den Jahren konnte ich immer wie mehr Vertrauen zu diesem einen Menschen aufbauen. Nachts schlich ich mich manchmal neben sein Bett und schlief da auf dem Teppich. Ich liess es auch zu, dass unser Mensch den Futternapf vor mich hinstellte, ohne dass ich weg rannte. Zwischen uns hat sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt. Wir sind sogar gemeinsam umgezogen. Stellen Sie sich einmal einen Umzug mit einer verwilderten Katze vor, die Sie nicht anfassen können. Dies war ein spannendes aber auch anstrengendes Erlebnis mit einem glücklichen Ende.

 

Am neuen Ort fühle ich mich jetzt erst recht wohl. Überall weite Felder, Wiesen, Bauernhäuser und viele Wälder. Freiheit, das schönste für eine verwilderte Katze! Am alten Ort hatte es viele gefährliche Strassen und wenig Platz. Unserem Menschen war jedoch bewusst, dass ich hier noch mehr verwildere und kaum zu Hause sein werde. Aber er weiss, dass ich hier in dieser Umgebung glücklicher bin und freut sich mit mir.

 

ZUM ABSCHIED

RAMONA (Spitzname Buzzeli), ca. 1997 - 2012

Liebe Ramona

Dass ich Dich kennenlernen durfte, war eine riesige Bereicherung für mich. Du warst mir eine tolle Lehrerin und eine wunderbare Freundin. Durch Dich kam ich dem Individuum Katze noch etwas näher. Ich danke Dir, dass Du mir gezeigt hast, dass man sich trotz physischer Distanz, doch sehr nahe sein kann. Ich danke Dir für Deine deutliche Mimik und Gestik, deine wunderbare Körpersprache. Ich danke Dir, dass Du mir Dein Vertrauen geschenkt hast und ich ein kleiner Teil Deines Lebens sein durfte. Wir vermissen Dich und Du wirst immer in unseren Herzen sein. Auf Wiedersehen liebe Ramona!

Barbara und Krümmel